Mechanical & Plant Engineering

Bilanzielle Herausforderungen

Bei einem Equipment-as-a-Service (EaaS)-Modell wird der dem Vertrag zugrunde liegende Vermögensgegenstand in der Regel dem Anbieter zugerechnet und von diesem in der Bilanz erfasst.

Das nutzende Unternehmen hingegen behandelt die im EaaS-Vertrag festgelegten Gebühren ähnlich wie bei einem Mietvertrag: Diese werden als laufender Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht, was gleichzeitig eine Reduzierung der Steuerlast auf den Gewinn bewirkt. Eine Aktivierung des Vermögensgegenstandes in der Bilanz des nutzenden Unternehmens entfällt somit.

Das EaaS-Modell bietet für das nutzende Unternehmen mehrere Vorteile. Es vermeidet hohe Investitionskosten und reduziert das Risiko durch die inkludierten Dienstleistungen wie Wartung, Reparaturen und Service. Ein zusätzlicher Vorteil liegt in der sogenannten Off-Balance-Gestaltung: Der Vermögensgegenstand erscheint nicht in der Bilanz, was die Eigenkapitalquote verbessert und die Liquidität schont.

Insgesamt ermöglicht EaaS den Unternehmen eine flexible und kapitalfreundliche Nutzung der benötigten Ausrüstung, ohne langfristige finanzielle Verpflichtungen einzugehen.

Geschäftsgeheimnisschutz

Der Schutz von Geschäftsgeheimnissen und Know-how ist durch die EU-Know-how-Schutz-Richtlinie und das Gesetz zum Geschäftsgeheimnisschutz von besonderer Bedeutung. Neben vertraglichen Regelungen müssen Unternehmen geeignete technische und organisatorische Maßnahmen (TOM) ergreifen, um die Geheimnisse sowohl des Kunden als auch des Anbieters oder Herstellers effektiv zu schützen. Dazu gehören etwa Sicherheitsmaßnahmen, die sicherstellen, dass keine unbefugten Zugriffe auf sensible Daten erfolgen. Eine Due-Diligence-Prüfung der TOMs, insbesondere auf Seiten des Empfängers von Geschäftsgeheimnissen, wird daher dringend empfohlen, um den Rechtsschutz sicherzustellen.
 

Rechte an Daten

Die fortlaufende Analyse von Maschinendaten eröffnet Herstellern und EaaS-Anbietern die Möglichkeit, die Leistung ihrer Maschinen zu optimieren, vorausschauende Wartungsstrategien zu entwickeln und neue Services anzubieten. Um dies zu ermöglichen, sind klare Regelungen zum Datenzugang und zur Verteilung der Rechte an maschinengenerierten Daten erforderlich. Hier kommt der Anfang 2024 in Kraft getretene Data Act ins Spiel. Dieses europäische Gesetz regelt die Ansprüche auf Datenzugang und -weitergabe und bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen für datengetriebene Geschäftsmodelle. Unternehmen – ob Hersteller, Anbieter oder Nutzer von EaaS-Produkten – müssen diese neuen Regelungen in ihre Verträge aufnehmen, um ihre Rechte und Pflichten klar zu definieren.

 
Vertragsgestaltung

EaaS-Modelle setzen eine präzise Vertragsgestaltung zwischen allen beteiligten Parteien voraus. Da es sich um einen sogenannten typengemischten Vertrag handelt, der Elemente aus Miet-, Leasing-, Dienst- und Werkverträgen enthält, müssen die jeweiligen Verpflichtungen klar festgelegt werden. Dazu gehört auch die Definition der Kundenvorgaben, wie z. B. Systemanforderungen oder Produktspezifikationen.

Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Ausgestaltung von Lizenzrechten (auch für Drittsoftware), Service-Level-Vereinbarungen und Regelungen zum Lebenszyklus des Produkts. Ein wichtiger Punkt ist zudem die Haftung, vor allem in Bezug auf mögliche Ausfallzeiten oder Schäden. Dies ist besonders relevant, wenn eine Industriemaschine im Rahmen des EaaS-Modells in eine komplexe IT-Umgebung integriert oder mit Komponenten anderer Hersteller kombiniert wird.

Circular Economy

Im Rahmen der nachhaltigen Wirtschaftstransformation intensiviert die EU ihre regulatorischen Maßnahmen, um die Ressourceneffizienz zu steigern und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Ziel ist es, Stoff- und Energiekreisläufe zu schließen, um den Rohstoffverbrauch zu senken, die Umweltbelastung zu reduzieren und wirtschaftliche Potenziale zu erschließen. Geschäftsmodelle wie Equipment-as-a-Service (EaaS) bieten Unternehmen wertvolle Ansätze, diesen Wandel erfolgreich zu gestalten.

Ein entscheidender Vorteil des EaaS-Modells ist der kontinuierliche Zugriff auf Maschinendaten. Diese ermöglichen ein optimiertes Wartungs- und Reparaturmanagement sowie eine Verbesserung des Produktdesigns, wodurch die Lebensdauer von Maschinen erheblich verlängert werden kann. Zudem vereinfacht die Rückgabe des Equipments an den Eigentümer die fachgerechte Aufbereitung, Sanierung und Weiterverwendung. Dadurch wird auch die Rückgewinnung von wertvollen Ressourcen für die Wiederverwertung erleichtert.

Um die Kreislaufwirtschaft effektiv umzusetzen, ist es jedoch essenziell, bestehende Materialflüsse über den gesamten Lebenszyklus hinweg sowie entlang der gesamten Wertschöpfungskette messbar zu machen. Diese Transparenz bildet die Grundlage für eine nachhaltige Nutzung und Wiederverwertung von Ressourcen.

Künstliche Intelligenz (KI)

Wenn im Rahmen des EaaS-Geschäftsmodells Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt – etwa zur Prozessoptimierung, vorausschauenden Wartung, Qualitätssicherung oder KI-gestützten Datenanalysen –, muss die voraussichtlich 2024 in Kraft tretende europäische KI-Verordnung berücksichtigt werden. Diese Verordnung basiert auf einem risikobasierten Ansatz und verlangt unter anderem die Einhaltung von Dokumentations- und Transparenzpflichten. Außerdem können Unternehmen verpflichtet sein, Governance-Strukturen zur Überwachung und Risikobewertung der eingesetzten KI-Systeme aufzubauen.

IT- und Cybersicherheit

Angesichts der Möglichkeit, dass EaaS-Produkte per Fernzugriff gesteuert oder in die IT- und Systemlandschaft des Nutzers bzw. dessen IoT-Cloud integriert werden, gewinnt die Einhaltung der Gesetze zur IT- und Cybersicherheit an Bedeutung. Besonders wichtig ist dabei der Schutz der Produktionsdaten vor Manipulation, Know-how-Abfluss und unbefugtem Zugriff. Es gilt sicherzustellen, dass die Datenintegrität bei der Übertragung an den Anbieter oder innerhalb der Organisation des Nutzers jederzeit gewährleistet bleibt.