Mittelständische Unternehmen, die internationale Lieferketten nutzen, waren infolge des Krieges in der Ukraine, der langanhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie und allgemeiner geopolitischer Spannungen erheblichen Belastungen und Widerständen ausgesetzt. Ungeachtet der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit sehen viele internationale Führungskräfte den internationalen Handel, insbesondere den Export, weiterhin als einen wichtigen Wachstumstreiber an. Nach Informationen aus der IBR, der globalen Umfrage von Grant Thornton unter mittelständischen Unternehmen, erwarten 45% von ihnen eine Steigerungen ihres Exportvolumens im Laufe des Jahres 2023. Dies bedeutet einen leichten Anstieg gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 (+1%), d. h. die Erwartungen steigen weiter nach der Erholung von den Tiefpunkten der Pandemie.

Anteil der Unternehmen, die von einen Anstieg der globalen Exporte ausgehen

Die neueste Studie von Grant Thornton zeigt, wie viele Unternehmen innovativ sind und sich durch Umgestaltung ihrer internationalen Lieferketten mit dem Ziel der Minimierung von Risiken, der Nutzung von Chancen und der Wertschöpfung anpassen. Die Unternehmen haben eine Reihe von Maßnahmen [i] zur Erhöhung ihrer Belastbarkeit ergriffen, dazu gehören der Aufbau von Lagerbeständen, die Diversifizierung ihrer Zulieferer, der Aufbau lokaler Produktionszentren und „Friend-shoring“, d. h. sie tätigen internationale Geschäfte mit Ländern mit gemeinsamen Werten, die von Gesellschaftern und Kunden geteilt werden.

Unternehmen, die ein solides Verständnis ihres Risikoumfelds entwickeln und vorausschauend planen, schaffen einen nachhaltigen Wert in ihren Lieferketten und sind für weiteres Wachstum gut aufgestellt, wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen verbessern und der Handel nach der derzeitigen Entwicklung wieder anzieht. [ii]

 

 

„Viele Unternehmen sind derzeit bestrebt, ihre Belastbarkeit durch die Umsetzung ve

rschiedener Lösungen zur Umgestaltung der Lieferkette zu verbessern. Dazu gehören die Diversifizierung der Zuliefererbasis und das Ausloten neuer Standorte für Geschäftstätigkeiten, zum Beispiel durch „Nearshoring“ oder „Re-Shoring“. Wie sich das insgesamt auswirkt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, u.a. Branche, Ressourcen und regulatorisches Umfeld.

„Wenn Unternehmen jedoch in die richtigen Strategien investieren und ihre Optionen bewerten, können sie die Belastbarkeit ihrer Lieferkette verbessern und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten.“ - Elaine Daly, Partner, Head of Business Consulting, Grant Thornton Ireland.

Aus Stolpersteinen werden Sprungbretter für mittelständische Unternehmen durch Neuausrichtung ihrer Lieferketten und Steigerung von Wert und Belastbarkeit

Unternehmer stehen bei Lieferketten vor schwierigen Entscheidungen, da sie mit globalen Problemen zu kämpfen haben, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Die Produktkosten waren schon immer ein wichtiger zu berücksichtigender Faktor, nun müssen sich die Unternehmen jedoch auch mit Transportkostenschwankungen, Handelsbeschränkungen sowie der Zuverlässigkeit und Sicherheit der Handelswege befassen. Damit ist der internationale Handel strategisch komplexer geworden und erfordert zunehmend eine multilaterale Lösung. 

„Bisher war einer der Hauptgründe für die Verlagerung nach Indien oder China der niedrige Preis der Arbeitskräfte. Im Laufe der Zeit sind die Lohnkosten in diesen Ländern jedoch gestiegen und mit den zusätzlichen Transportkosten geht nun die Rechnung für die Unternehmer nicht mehr auf.

„Bereits vor der Pandemie oder dem Krieg in der Ukraine haben viele Mandanten neu überlegt, wie sie den Wert ihrer Lieferketten optimieren können. Diese Ereignisse gaben jedoch Anlass zur Neubewertung der Risiken und intensiveren Suche nach Diversifizierung oder Verlagerung der Produktion.“ - Alexander Griesmeier, Partner, Grant Thornton Deutschland

Der internationale Handel wurde 2022 unerwartet durch den Krieg in der Ukraine erschüttert. In der Folge kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Preise für Energie und Lebensmittel sowie zu höheren Transportkosten. Der anfängliche Schock hat inzwischen nachgelassen und die Unternehmen gehen nun davon aus dass die globalen Transportkosten wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren. [iii]
Die Chancen im Handel sind vielleicht nicht sofort offensichtlich. Unternehmer in Großbritannien gehen unter diesen wirtschaftlichen Bedingungen nicht unbedingt von einer Exportsteigerung aus. Für US-Unternehmen ist Großbritannien bei dem derzeitigen Wechselkurs jedoch eine viel attraktivere Option. Amerikanische Unternehmen können nun in Großbritannien viel billiger als jemals einkaufen. Die Situation ist also vielleicht besser als zunächst angenommen." - Oliver Bridge, Operations Consulting Partner in der Unternehmensberatung bei Grant Thornton UK.

Handel ist der Weg zum Wachstum

Mit effektiven Lieferketten können Unternehmen Werte schaffen und ihr Wachstum vorantreiben. Mittelständische Unternehmer passen daher ihre Exportplanung angesichts der Möglichkeiten zur Optimierung im internationalen Handel an.

Laut Jonathan Eaton, Principal bei Grant Thornton US, sollten Unternehmer bei der Optimierung ihrer Lieferketten drei wesentliche Überlegungen anstellen: 

  • Erstens, was ist strategisch am sinnvollsten? Wo befinden sich die Märkte, Kanäle und Kundensegmente, die nachhaltiges Wachstum bieten und die allgemeinen Wachstumsziele des Unternehmens unterstützen?  
  • Zweitens, was ist aus operativer und finanzieller Sicht am effektivsten? Wie können wir die Kosten in unserer Lieferkette bei gleichzeitiger Gewinnmaximierung und Risikominderung minimieren?  
  • Und drittens, welche ist die steuerlich effizienteste Lösung? Können bei der Einführung neuer Produkte auf dem Markt durch die Gestaltung der Lieferketten, die beteiligten Handelspartner und die genutzten Transportwege steuerliche Vorteile genutzt werden?

Jonathan Eaton führt weiter aus: „Unternehmen, die diese drei Punkte erfolgreich kombinieren und ihre Lieferkette schnell anpassen können, werden wachsen und Marktanteile erobern. Wenn Sie Ihre Einstellung dahingehend ändern, dass Sie in langfristigeren Zeiträumen denken, werden Sie den Handel weiter ausbauen – und zwar gewinnbringend.“

Regionale Zusammensetzung: Erwarteter Anstieg der Exporteinnahmen aus dem Ausland; größere Anzahl an Exportländern

Die Exporterwartungen der mittelständischen Unternehmen sind nach wie vor hoch, auch wenn die allgemeinen Wirtschaftskennzahlen eher mäßig sind. Zwei von fünf Unternehmen (40 %) erwarten für 2023 einen Anstieg der Einkünfte aus dem Ausland. Ein ähnliche hoher Anteil (41%) plant für dieses Jahr, die Anzahl der Exportländer zu erhöhen.

„Neue Märkte können unabhängig von den Marktbedingungen für viele eine attraktive Option sein. Exporte sind besonders attraktiv für Firmen, deren Inlandsmärkte ausgeschöpft sind, es bedarf jedoch gründlicher Untersuchungen, damit sie gewinnbringend sind.

Die gute Nachricht ist, dass Exporteure mit hoher Qualität, vor allem in den Bereichen Lebensmittel und Pharma, eine anhaltend hohe Nachfrage in den wachsenden Märkten der Mittelschicht verzeichnen, z. B. in Indien und China. Bekannte Marken, ob Fertigwaren oder Vorprodukte, schaffen Vertrauen bei den Käufern. Vielleicht erleben wir in unsicheren Zeiten mit differenzierteren Kaufentscheidungen eine stärkere Hinwendung zu Qualität und Zuverlässigkeit.“ - Jamie Downs, Partner, Grant Thornton Australien.

Unterschiedliche Erwartungen an das Exportwachstum in den wichtigsten Regionen

Erfolgsfaktoren

Im zweiten Halbjahr 2022 verzeichneten die mittelständischen Unternehmen einen leichten Rückgang des Anteils ihrer Mitarbeiter im Bereich ausländische Märkte. Diese Zahlen wurden durch einen starken Rückgang in der Öl- und Gasindustrie verzerrt, spiegeln sich aber nicht in allen Branchen und Regionen wider. In Lateinamerika und Afrika stieg der Anteil der Mitarbeiter in mittelständischen Unternehmen mit Schwerpunkt auf ausländische Märkte. Die drei wichtigsten davon profitierenden Märkte sind China, Deutschland und die USA, die darauf vorbereitet sind, ihre Exporte erhöhen. In China berichten 26% (gegenüber 25%) der Unternehmen von einer Zunahme dieser Tätigkeiten im Jahr 2023. Die jüngsten Exportzahlen Chinas zeigen einen sprunghaften Anstieg um fast 15 % und widerlegen damit Analysten, die einen Rückgang um 7 % prognostiziert haben. 

Top-Ziele für den globalen Handel

„Unternehmer müssen langfristig planen. Sie müssen überlegen, wohin sie exportieren, woher sie importieren, ob sie ihre Produktion verlagern sollen oder nicht, wie sie sich Wettbewerbsvorteile verschaffen und sich auf dem Markt gewinnbringend positionieren.“ - Jonathan Eaton, Principal, Grant Thornton US.

Die derzeitige Weltlage macht des dem Handel schwer. Die WTO und weitere Organisationen prognostizieren für 2023 eine Verlangsamung des Handels, da zu den geopolitischen Spannungen noch steigende Zinssätze und finanzielle Instabilität hinzukommen. Im April rechnete die WTO damit, dass das Exportvolumen in diesem Jahr nur um 1,7 % wachsen wird,[iv] d.h. deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 2,6 %. Unternehmen, die vorausschauend planen und zu Innovationen bereit sind, können ihre Exporten maximal nutzen und der Konkurrenz damit einen Schritt voraus sein – trotz des derzeitigen wirtschaftlichen Gegenwindes und weiterer drohender Gefahren.

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i. www.weforum.org - From chip disputes to the EU's carbon border tax: 6 things to know about international trade this month - 10.01.23
ii. www.ft.com - WTO warns surge in borrowing costs set to hit exports - 05.04.23
iii. www.economist.com - Global shipping costs are returning to pre-pandemic levels - 09.01.23
iv. www.ft.com - WTO warns surge in borrowing costs set to hit exports - 05.04.23