Oliver Ritzmann, Experte für die Transport- und Logistikbranche, steht Rede und Antwort zu seinem neuen Unternehmen gryn. Die Carbon-Visibility-Plattform soll für Nachhaltigkeit und Transparenz in Zusammenhang mit Transportemissionen sorgen.
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Herr Ritzmann, Sie sind in der Transport- und Logistikbranche schon viele Jahre zu Hause. Was hat Sie dazu bewogen, ein neues Unternehmen zu gründen?

Mein Lebensmotto ist: Nichts ist so beständig wie die Veränderung, was sich in meinem kontinuierlichen Innovationsdrang ausdrückt. Das Thema standardisierter Datenaustausch in der Transportlogistik beschäftigt mich schon seit einigen Jahren. Die Logistikbranche verfügt über viele Daten, die aber stark fragmentiert und weitgehend nicht standardisiert sind. Um den Klimawandel zu verlangsamen und Net-Zero-Ziele zu erreichen, benötigen wir Daten für Transparenz bei den verursachten Transportemissionen, um Dekarbonisierungsmaßnahmen einzuleiten und um gesetzliche Anforderungen (CSRD/ESRS) und Konformität mit Richtlinien (ISO 14083) zu erfüllen. Wenn der Markt die Daten nicht standardisieren kann, dann standardisieren wir die Daten für den Markt – so wurde die Idee zu gryn als Plattform für Carbon-Visibility & Compliance für das Scope-3-Reporting, die Automatisierung und Data-Sharing geboren.

Welche Herausforderungen mussten Sie bewältigen, um ein marktfähiges Produkt an den Start zu bringen?

Ich bin Mitgründer der Logistics-Procurement-Plattform SHIPSTA mit HQ in Luxembourg. Diese Erfahrung im Bereich Softwareentwicklung hat mir extrem geholfen, in sehr kurzer Zeit eine Plug-&-Play-Solution zu entwickeln, um Daten aus unterschiedliche Datenquellen und Formaten zu standardisieren. Die eigentlichen Herausforderungen sind aber tatsächlich die gesetzlichen Anforderungen wie beispielsweise CSRD/ESRS, EU ETS und CBAM. Sie lassen oftmals Interpretationsspielraum und verweisen auf Standards wie das Green House Gas Protocol (GHG) oder sektorspezifische Richtlinien wie die ISO 14083. Für unsere Kunden ist der Einsatz einer Carbon-Visibility-Plattform in diesem Zusammenhang ein großer Mehrwert, da gryn alle relevanten Anforderungen für die Transportlogistik in einer Lösung bündelt. Es sind keine dedizierten Experten im Fachbereich Logistik erforderlich.

Nachhaltigkeit und die Transparenz von Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette sind entscheidende Erfolgsfaktoren für Ihre Kunden. Was macht gryn als Serviceprovider besser als der Wettbewerb und welches Geschäftsmodell verfolgt gryn?

gryn ist eine Cloud-based SaaS-Solution – wir gehen an die Quelle der Emissionen und beschaffen die Sendungs- und Emissionsdaten von den Suppliern, indem wir Data-Collection und -Management automatisieren. Um gryn einzusetzen, ist kein IT-Projekt erforderlich. Unsere Daten sind revisionssicher und können automatisch in CCF, PCF oder Logistics-Procurement-Lösungen per API-Schnittstelle integriert werden. Trotz des hohen Automatisierungsgrads arbeiten wir bei Innovations- und Produktentwicklungsthemen sehr eng mit unseren Kunden zusammen. Wir sind Logistik- und Nachhaltigkeitsexperten, was unsere Kunden wahrnehmen und schätzen.

Lassen Sie uns in die Zukunft blicken: Wie sieht die weitere Entwicklung von gryn aus?

In Zukunft kann jeder mit jedem entlang der Supply-Chain Regulatory-compliant-, Trusted-Sustainability- und Shipment-Daten mittels der eigenen gryn-ID teilen. Mit gryn soll also ein Emission-Data-Hub für den globalen Datenaustausch geschaffen werden, um gemeinsam Net-Zero-Ziele zu erreichen.