In den vergangenen Navigatoren haben wir bereits drei von vier Phasen des systematischen Umgangs mit Nachhaltigkeit im Unternehmen vorgestellt: von der Nachhaltigkeitsstrategie über das Nachhaltigkeitsmanagement bis hin zur Berichterstattung. Wir stellen hier die vierte Phase „Sustainability Performance“ vor.
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Systematisch mit Nachhaltigkeitsthemen umgehen

Wir haben den Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen für Sie in vier Kategorien eingeteilt, die auch als aufeinanderfolgende Phasen interpretiert werden können. Auf den (1) strategischen Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen folgt die Einbettung der Themen in ein (2) Nachhaltigkeitsmanagement. Darauf wiederum beruht die (3) Berichterstattung über Nachhaltigkeit. Zusätzlich gibt es verschiedene (4) nachhaltigkeitsbezogene Performance-Aspekte.

Das sind zum Beispiel Themen aus den Bereichen Sustainable Finance, M&A-Transaktionen oder Unternehmenssteuern. Nach Beiträgen zum Nachhaltigkeitsumgang auf strategischer Ebene, zum Nachhaltigkeitsmanagement sowie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung beleuchten wir hier den vierten Bereich: Aspekte der Nachhaltigkeitsperformance.

Zusammenhänge von ESG und finanzieller Performance erkennen 

Mit Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext werden häufig vor allem (positive wie negative) Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft assoziiert (Inside-Out-Perspektive). Für Zwecke der Unternehmenssteuerung ist es wichtig, auch zu sehen, welche Auswirkungen ESG-Aspekte auf die (finanzielle) Unternehmensperformance haben (Outside-In-Perspektive). Beide Dimensionen, also ESG-Performance und finanzieller Unternehmenserfolg, sind auf vielfältige Weise verknüpft. Diese Verknüpfungen zeigen sich beispielswiese bei Themen im Bereich Sustainable Finance, wie ESG-Ratings oder nachhaltige Finanzprodukte. Auch bei der Berücksichtigung von ESG im Rahmen von Investments und Unternehmenstransaktionen zeigt sich diese Verbindung. Zudem ergeben sich verschiedene Implikationen von ESG für Unternehmenssteuern.

Mit ESG-Ratings Performance und Risiken einschätzen

Ein gängiges Instrument, um die Performance von Unternehmen im Bereich ESG abzubilden, sind ESG-Ratings. Sie dienen auch als Ansatzpunkt für die Performance-Steuerung und -Verbesserung. Es existiert eine Vielzahl an ESG-Ratings von unterschiedlichen Anbietern. Bekannte Beispiele sind Moody’s ESG, S&P Global, MSCI oder Sustainalytics (Morningstar). Während diese Beispiele (mit Unterschieden in der Gewichtung) meist die gesamte Bandbreite von E, S und G abbilden, fokussieren sich einzelne Ratings auch klar auf einen der Bereiche – zum Beispiel CDP (ehemals „Carbon Disclosure Project“), ein Offenlegungs- und Bewertungssystem für die Umweltauswirkungen der Unternehmen. 

Als zertifizierte externe Einschätzung vermitteln die Ratings ein Abbild der Performance oder der Risikosituation der Unternehmen im Bereich ESG. So ermöglichen sie eine standardisierte Einschätzung des Unternehmens und können interessierten Stakeholdern eine individuelle eigene Untersuchung ersparen, wie z.B. Geschäftspartnern. Hier ist etwa das EcoVadis-Rating ein gängiges Format. Auch für Investoren bzw. als Grundlage für eine ESG-bezogene Finanzierung können ESG-Ratings eine wichtige Rolle spielen. Nicht selten bewerten Ratinganbieter Unternehmen ungefragt (unsolicited Rating). So geben sie ihren Kunden, den Investoren, entsprechende Informationen an die Hand. Unternehmen können ein Rating allerdings auch selbst beauftragen (solicited Rating) und den Prozess aktiv begleiten. So kann das Rating zielgerichtet für die notwendigen Zwecke genutzt werden.

Nachhaltigkeit in der Finanzierung berücksichtigen 

Nachhaltigkeitsaspekte finden auch im Rahmen von Finanzinstrumenten mehr und mehr Berücksichtigung. Man findet sie zum einen in der direkten Finanzierung von Unternehmen durch Banken – beispielsweise in Form von Green Loans, Social Loans oder Sustainability Loans. Zum anderen finden sie sich am Kapitalmarkt, beispielsweise durch Green Bonds, Social Bonds oder Sustainability Bonds. Zentrales Kriterium dieser Finanzinstrumente ist in der Regel die Verwendung des zufließenden Kapitals für konkret definierte Zwecke im Sinne der nachhaltigen Transformation (neben weiteren Rahmenbedingungen). Gängige Rahmenwerke für grüne Anleihen sind etwa die Green Bond Principles des internationalen Branchenverbands für Kapitalmarktteilnehmer (ICMA), der Climate Bonds Standard der internationalen Climate Bonds Initiative oder auch der neu geschaffene EU Green Bond Standard (EUGBS). Dieser Standard knüpft beispielsweise die Verwendung der Emissionserlöse an nachhaltige Aktivitäten im Sinne der Kriterien der EU-Taxonomie-Verordnung

Anders als bei den beschriebenen Finanzinstrumenten sind bei sogenannten ESG-linked Loans, ESG-linked Schuldscheinen oder ESG-linked Bonds die Mittel nicht direkt an bestimmte Verwendungen geknüpft. Die Unternehmen sind in der Verwendung frei. Stattdessen richten sich aber die Zinskonditionen an der Performance des Unternehmens mit Blick auf bestimmte Nachhaltigkeitsindikatoren (oder ESG-Ratings) aus. So entsteht eine Incentivierung zu nachhaltigem Wirtschaften. 

Für Unternehmen bieten sich verschiedene Möglichkeiten, Nachhaltigkeit in die Finanzierungsstrategie einzubetten. Ein systematischer Preisvorteil für Emittenten von Green Bonds gegenüber herkömmlichen Anleihen („Greenium“) ist umstritten und kann aktuell nicht systematisch nachgewiesen werden. Jedoch können die Anforderungen und Erwartungen verschiedener Stakeholder Treiber für die Nutzung nachhaltiger Finanzinstrumente sein, oder auch – ähnlich wie bei den ESG-Ratings – ein proaktives Signaling durch die sich finanzierenden Unternehmen.

Auswirkungen von ESG auf Investments und M&A-Transaktionen erkennen

Auch für Investments bzw. im Rahmen von M&A-Transaktionen spielen ESG-Aspekte eine immer größere Rolle. Nicht zuletzt angesichts der Gefahr frühzeitiger Wertverluste von Vermögenswerten aufgrund von physischen oder transitorischen Ereignissen („Stranded Assets“). Beispielsweise für Technologien im Kontext fossiler Energieträger steigt das Bewusstsein für die notwendige Berücksichtigung entsprechender Risiken und Chancen im Hinblick auf Umwelt- bzw. Klimafaktoren. 

Daher werden etwa schon im Rahmen der Auswahl der Investments zunehmend ESG-Kriterien angelegt. Das kann in Form von Negativ- oder Positiv-Screenings, Best-in-Class-Ansätzen, themenbezogenen Investments oder auch als Impact-Investments passieren. Bei Letzteren wird darauf geachtet, dass die Unternehmen explizit einen positiven ökologischen und/oder sozialen Impact generieren. 

Immer wichtiger wird auch die Integration von ESG-Aspekten in die Analyse und die Bewertungsprozesse für die Transaktionen. So können etwa im Rahmen der Due Diligence wichtige nachhaltigkeitsbezogene Informationen und Kennzahlen der Unternehmen analysiert werden, um ESG-Risiken frühzeitig zu identifizieren (ESG Due Diligence). Auch in der Unternehmensbewertung lassen sich ebendiese Punkte entsprechend berücksichtigen, indem sie quantifiziert in die zugrundeliegenden Bewertungsmodelle einfließen.

Steuerliche Aspekte von ESG beachten

Weiterhin ergeben sich auch zahlreiche Implikationen von ESG-Aspekten für die steuerliche Dimension von Unternehmen. Hier sind beispielsweise nachhaltigkeitsbezogene Steuern, Abgaben oder Subventionen zu nennen, die unmittelbar an ESG-Aspekte anknüpfen, um nachhaltiges Verhalten von Unternehmen zu incentivieren. Darunter fallen etwa die Plastikverpackungssteuer oder Themen wie Emissionshandel bzw. der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM). Auch darüber hinaus sind bei unternehmerischen Entscheidungen, die im Rahmen der nachhaltigen Transformation getroffen werden, grundsätzlich steuerliche Implikationen und Gestaltungsmöglichkeiten zu beachten.

Auch Steuerzahlungen selbst lassen sich als Beitrag zur Gesellschaft und somit als Teil der S-Säule von ESG verstehen. Da so auch die Steuerzahlungen eine Rolle in der Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen spielen, wird verstärkt auch Transparenz über diesen Bereich eingefordert. Die Standards der Global Reporting Initiative sehen bereits seit mehreren Jahren ein Country-by-Country-Reporting für Steuerzahlungen im Rahmen der freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung vor (GRI 207 (2019)). Für bestimmte internationale Konzerne mit Konzernspitze oder Tochterunternehmen im Inland ist nach der deutschen Umsetzung der europäischen 
Public Country-by-Country Reporting-Richtlinie eine solche Berichterstattung künftig verpflichtend. 

Gern beantworten wir mit unseren Expertinnen und Experten Ihre Fragen rund um die Themen ESG-Ratings, ESG-bezogene Finanzprodukte, ESG-Aspekte im Rahmen von Investments und Deals sowie ESG im Kontext von Unternehmenssteuern. Wir unterstützen Sie dabei, den passenden Ansatz für Ihr Unternehmen zu finden und zu implementieren.