Öffentliche Organisationen stehen im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Doch wie kann der öffentliche Sektor im Vergleich zur Privatwirtschaft attraktiv bleiben und Mitarbeitende langfristig binden? Ein strategischer Ansatz zur Personalbindung zeigt Lösungen auf.
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Der Fachkräftemangel betrifft längst nicht mehr nur die Privatwirtschaft, sondern zunehmend auch den öffentlichen Sektor. Öffentliche Organisationen – von Kommunen über Behörden bis hin zu staatlichen Einrichtungen – stehen in einem intensiven Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Diese Konkurrenz führt dazu, dass zahlreiche Stellen unbesetzt bleiben, was die Arbeitsbelastung der verbleibenden Mitarbeitenden erheblich steigert. Die daraus resultierende Überlastung erhöht nicht nur das Risiko von Fehlern und Verzögerungen, sondern begünstigt auch eine wachsende Fluktuation. Viele Faktoren können die Personalbindung dabei sowohl positiv als auch negativ beeinflussen, wie etwa Führungskultur, Arbeitsbedingungen oder Entwicklungsperspektiven. Um einer negativen Entwicklung wirksam entgegenzuwirken, ist eine strategische Personalbindung von zentraler Bedeutung. Im Folgenden werden gezielte Maßnahmen vorgestellt, die dazu beitragen können, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern und die Mitarbeitendenbindung nachhaltig zu stärken.

Eine starke Organisationskultur als Fundament für langfristige Fachkräftebindung

Öffentliche Organisationen stehen vor der Herausforderung, eine starke Organisationskultur zu entwickeln, um Fachkräfte langfristig zu binden. Starre Strukturen und bürokratische Prozesse erschweren oft Veränderungen. Ein strategisch gesteuerter Kulturwandel, der auf Mitarbeitendeneinbindung und gemeinsamen Werten basiert, kann hilfreich sein. So lassen sich flexible Strukturen sowie eine Vertrauens- und Veränderungskultur gezielt fördern. Ein zentrales Element ist die Verzahnung von Werten und Strategie, sodass Kultur im Alltag gelebt wird. Führungskräfte, die diese Werte vorleben, sind entscheidend, um den Wandel voranzutreiben und die Organisation resilient zu machen.

Gezielte Führung als Erfolgsfaktor

Eine strategische Führungskräfteentwicklung ist entscheidend für die Reduzierung von Fluktuation und Stärkung der Mitarbeitendenbindung, da Kündigungen oft auf Führungsdefizite zurückzuführen sind. Neben fachlicher Kompetenz sollten gezielt emotionale Intelligenz, Kommunikationsstärke und Motivationsfähigkeit gefördert werden. Zentrale Maßnahmen umfassen eine fundierte Bedarfsanalyse, maßgeschneiderte Entwicklungsprogramme, regelmäßiges Coaching sowie Weiterbildungen in Kommunikation, Konfliktmanagement und Teamentwicklung. Ergänzend sind die systematische Verankerung von Führungskompetenzen, die Förderung von Talenten, transparente Karrierepfade und eine vertrauensvolle Führungskultur entscheidend, unterstützt durch kontinuierliche Feedback- und Mentoring-Programme.

Mitarbeitendenentwicklung: Mehr als nur der Weg zur Führungsebene

Die Mitarbeitendenentwicklung ist ein zentraler Faktor für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des öffentlichen Sektors. Oft sind Entwicklungswege starr auf Führungspositionen ausgerichtet, wodurch individuelle Entfaltungsmöglichkeiten, besonders für Mitarbeitende ohne Führungsambitionen, eingeschränkt werden. Um das volle Potenzial zu nutzen, sind maßgeschneiderte Programme erforderlich, die gezielt auf individuelle Stärken eingehen. Schulungen und Weiterbildungen sollten unabhängig von Führungszielen zugänglich sein. Neben Talentprogrammen für künftige Führungskräfte braucht es alternative Karrierewege, die fachliche Spezialisierung, Projektmanagement oder Mentoring fördern, um eine ganzheitliche Personalentwicklung zu gewährleisten.

Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere als Wettbewerbsfaktor

Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere ist kein Bonus mehr, sondern ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Um Fachkräfte langfristig zu binden, müssen auch öffentliche Organisationen flexible Arbeitsmodelle anbieten, um mit der Privatwirtschaft mitzuhalten. Besonders im öffentlichen Sektor mit oft starren Strukturen ist es wichtig, familienfreundliche Maßnahmen strategisch zu integrieren – von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice bis hin zu Programmen zur Unterstützung von Mitarbeitenden mit familiären Verpflichtungen. So können sich öffentliche Organisationen von der Privatwirtschaft abheben und ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern.

Lebensphasenmodell: Fokus auf ältere Beschäftigte

Das Personal im öffentlichen Dienst ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung der Erwerbstätigen überdurchschnittlich alt, was die Relevanz eines ganzheitlichen Lebensphasenmodells unterstreicht. Ältere Beschäftigte sind essenziell für Stabilität und Wissenssicherung in öffentlichen Organisationen. Um ihre Expertise langfristig zu nutzen, bedarf es gezielter Maßnahmen wie flexibler Arbeitszeitmodelle (z.B. Teilzeit- oder Altersteilzeitregelungen) für einen gleitenden Übergang in den Ruhestand. Ergänzend tragen ergonomische Arbeitsplätze und Gesundheitsprogramme zur Erhaltung von Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden bei. Mentoring-Programme sichern zudem den systematischen Wissenstransfer an jüngere Generationen.

Fazit: Personalbindung als ganzheitlicher strategischer Ansatz

Personalbindung im öffentlichen Sektor ist ein zentraler Bestandteil der Organisationsstrategie und kein isoliertes Programm. Sie umfasst Bereiche wie Kulturentwicklung, Führungskräfteförderung und maßgeschneiderte Entwicklungsprogramme für Mitarbeitende, die bedarfsgerecht gesteuert werden können. Ein ganzheitlicher Ansatz unterstützt öffentliche Organisationen dabei, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die Loyalität, Engagement und Zufriedenheit fördert. Nachhaltige Personalbindung stärkt die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit öffentlicher Institutionen und erhöht ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Herausforderungen.

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